„Wer werden die Zeugen der Zeugen sein?“ / „Qui sera le témoin des témoins“? Ein länder- und fächerübergreifendes Schulprojekt


Schülerinnen arbeiten und erinnern an „Oyneg Shabbes“, die Widerstandsgruppe um Emanuel Ringelblum im Warschauer Ghetto 1940-1943


Das hier beschriebene Projekt wurde im Schuljahr 2022/23 durch den Projektkurs der Q1 „Die Zeugen der Zeugen“ des Mädchengymnasiums Jülich durchgeführt mit teilweise Unterstützung des Geschichtsleistungskurses in Q2.1. Es handelt sich hierbei um ein fächerübergreifendes Geschichtsprojekt, das sich mit der Erinnerung an „Oyneg Shabbes“, der Widerstandsgruppe um Emanuel Ringelblum im Warschauer Ghetto der Jahre 1940-1943, befasst.

Der ungewöhnliche Zugang zur historischen Thematik erfolgte über die Graphic Novel des französischen Autors Didier Zuili: „Varsovie, Varsovie“. Übersetzungen ins Deutsche, Polnische, Jiddische, Hebräische sind in den Jahren 2022 und 2023 erarbeitet worden. Am Lektorat der deutschen Version, die im Jahr 2024 auch im deutschen Buchhandel erhältlich sein wird, waren die Schülerinnen des Projektkurses teilweise beteiligt.

In dieser Graphic Novel greift der Autor und Zeichner Didier Zuili die Geschichte der Widerstandsgruppe um Emanuel Ringelblum auf: Während der Zeit der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg versteckte diese Gruppe Archivmaterialien, die zum Teil gefunden und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Für dieses Archiv riskierten der junge Historiker und seine Mitstreiter ihr Leben. Die Nachwelt sollte von den Menschen im Ghetto erfahren und von der Vernichtungspolitik der deutschen Besatzer. In der Geschichte Zuilis kehrt Yentl Perlman, die das Warschauer Ghetto als Kind überlebte, an den Ort ihrer Jugend zurück und trifft sich mit jungen Polen, die zu den „Zeugen der Zeugen“ dieser Geschichte werden.

Die Schülerinnen arbeiteten inhaltlich an verschiedenen Themen und Fragestellungen: 

  • zur Geschichte des Warschauer Ghettos
  • zum jüdischer Widerstand im Warschauer Ghetto
  • zu einzelnen Protagonisten in „Varsovie, Varsovie“
  • zur Rolle des Ghettos im Kontext des nationalsozialistischen Völkermordes an den Juden
  • zu Perspektiven von Ghettobewohnern und deutschen Besatzern auf das Ghetto
  • zum Ringelblum-Archiv
  • zur Frage der zeichnerischen Umsetzung des Autors im Vergleich zu historischen Fotografien
  • zum künstlerischen Transfer von vor Ort Erlebtem

 

Die Projektpräsentation erfolgt auf dieser Website, die die inhaltliche Arbeit abbildet und den Arbeitsprozess reflektiert. Die Veröffentlichung der Website wurde im Januar 2024 zveröffentlicht.

Der Arbeitsprozess umfasste mit den Planungs-, Vorbereitungs- und Nachbereitungsphasen etwa zwei Jahre: 

  • vorbereitender Besuch des Autors Didier Zuilis und der Übersetzerin Regine Bloch Fiderer im Mädchengymnasium Jülich im November 2021
  • Entwicklung der Projektidee im Frühjahr 2022
  • Arbeit im Projektkurs im Schuljahr 2022/23
  • Führung im NS-Dokumentationszentrum EL-DE-Haus in Köln im Rahmen des Patronatstages des Mädchengymnasiums im März 2023
  • Europäische Dimension des Projektes im Mai 2023 im Rahmen des Schüleraustauschs mit Schülern des Collège Grégoire de Tours in Marlenheim (F), Förderung durch Erasmus+
  • Besuch des Mémorial Alsace-Moselle
  • Projekttag „Die Zeugen der Zeugen“: Präsentation der Zwischenergebnisse des Projektkurses im deutschen Konzentrationslager Struthof-Natzweiler im Mai 2023 (Europäisches Zentrum der deportierten Widerstandskämpfers im Elsass)
  • Zoom-Konferenz im Juni 2023 mit den französischen Austauschpartnern — Reflexion: Wie können wir das „Unsagbare“ / des „Innommable“ nach „Auschwitz“ zeichnerisch darstellen?
  • Führung auf dem Gelände NS-Ordensburg in Vogelsang im Oktober 2023
  • Endredaktion und Fertigstellung der Website „Die Zeugen der Zeugen“ im Januar 2024.

 

Januar 2024 

Lutz Terodde, Projektleitung